Die Werke von Bettina Zapp sind nicht Malerei im klassischen Sinne. Ihre Kunst besteht vielmehr aus Momentaufnahmen von im Raum verwobenen Dialogen, deren Inhalt sich nicht aus Buchstaben oder Sätzen, sondern aus Form, Struktur, Rhythmus und Farbe zusammen setzen. Dabei zerreißt, zerpflückt, sprenkelt sie ihre gemalten Inhalte in Fragmente und verteilt diese pointiert und mit messerscharfer Linienführung über die Leinwand. Gemaltes Drama voller Emotionen.
Man meint Gerüche und Geräusche wahrzunehmen; alles wohl sortiert und strukturiert; gut überlegt, nichts dem Zufall überlassen, präzise. Darüber hinaus schafft die Künstlerin in ihren neuen Werken durch überlagernde Pinselstriche am Bildrand einen zusätzlichen Rahmen – als ob der Keilrahmen nicht genüge – um ihren kryptischen ColorDialogen eine zusätzliche Werk- und Wirkbühne zu schaffen und durch den so erzeugten Raum ihrem Oeuvre die, ihrem Malprozess zugehörige, Intimität zu bewahren – Kammerspiele der Malerei. Wenn man so will das malerische Pendant von Elfriede Jelineks Intertextualität – eben nur aus Farbe. Und genau wie diese schafft sie es, den Inhalt in die reine Formalität zu wandeln, die Farbphrasen neu zu mixen und diese von ihrer ursprünglichen Bedeutung zu entkoppeln. Inhalt und Form verschmelzen und verselbstständigen sich: Es entsteht das Fundament einer neuen, individuellen, abstrakten Mimesis.
Der übergeordnete Content ist dabei nicht immer selbsterklärend und auch nicht wirklich von Bedeutung. Klar ist aber auf Anhieb, wie die Gefühlslage ist. Um das ganze Spektrum der Gefühle geht es. Warum auch nicht; es ist ja schließlich Drama. „Ich bin ein Emotionsdüsenjäger“, sagt Bettina Zapp über sich selbst und wir ergänzen spontan „… und zugleich ein feinstofflicher Kolibri“.
München, September 2022
Carsten Lehmann
Kurator, konsum>163
Mit der Werkphase „Shapes and Flattery“ betritt die Künstlerin eine neue Dimension des Ausdrucks – radikal, kalkuliert und überraschend. Was bis dahin gestische Pinselstriche voller emotionaler Präzision waren, wird hier in den Dienst der Form gezwungen. Statt wildem Gestus dominiert nun die statische Strenge.
Scharfkantige Formen und maximal drei Farbflächen bestimmen die Bildsprache, wobei die Künstlerin meisterhaft mit der Wirkung von Farbkonstellationen auf unterschiedlichem Hintergrund spielt. Diese Phase ist mehr als nur eine Übung in minimalistischer Disziplin. Stück für Stück brechen neue Elemente in die strenge Ordnung ein – zuerst zaghaft, dann hemmungslos. Klare, scharf konturierte Farbflächen erobern die Leinwand, bis sie schließlich in einem Tanz kulminieren, der die statische Komposition sprengt. Hier trifft Reduktion auf Ekstase und Präzision auf Freiheit.
Mit ihrer neuesten Werkphase hat Bettina Zapp eine konsequent radikale Flächenmalerei erschaffen, die ohne klassische Freiräume auskommt und dennoch ein komplexes Raumgefüge eröffnet. Die streng aneinander gereihten geometrischen Formen wirken wie ein Bühnenbild, das sich in ständiger Bewegung zu befinden scheint. Besonders an den Randzonen der Formen entsteht ein faszinierender Eindruck: Farbblitze, wie Energieimpulse lassen eine latente Dynamik erahnen, die hinter den scharf konturierten Kanten aufscheint. Es ist diese hinter den Flächen lauernde Spannung, die Raum und Zeit geradezu greifbar macht. Zapps Malerei offenbart hier eine Tiefe, die den Betrachter in eine Welt jenseits der sichtbaren Oberfläche führt. Zugleich liegt in der Radikalität der Farbsetzung – in der präzisen Abstimmung von leuchtenden Tönen und subtilen Halbtönen – eine außergewöhnliche Leichtigkeit. Was die Künstlerin hier geschaffen hat, ist radikale Schönheit: eine neue kompromisslose Ästhetik, die nicht nur visuell beeindruckt, sondern auch intellektuell fordert – ein Spiel zwischen Ordnung und Energie, zwischen Struktur und dem freien Fluss der Imagination.
München, Januar 2025
Carsten Lehmann, Kurator
Konsum 163 . contemporary art gallery
Bettina Zapp
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